Gestern gab es keinen Eintrag im Blog zur gewohnten Zeit (immer dann wenn gerade die nächste Runde läuft). Dies hatte zwei Gründe. Zum einen war die Partie von vorgestern zu deprimierend (ich hatte sie bis zum Schreiben dieser Zeilen wieder vergessen :)) und zum anderen habe ich die Zeit der Partie für einen Ausflug in die große Stadt (naja, eher in ein großes Einkaufscenter) genutzt.

Fangen wir mit dem Positiven an. Mumbai ist wirklich beeindruckend. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, hier zu wohnen, sind die Eindrücke, die einem beim Verlassen des Hotels entgegenströmen, überwältigend. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sie so ungewohnt sind. Verlässt man das Hotel mit uber (der von Touristen wohl meistgenutzten Fortbewegungsart, die noch dazu unverschämt billig ist), erreicht man nach Verlassen des 5 Sterne Komplexes eine Straße, die bei uns wohl nicht mal die Zulassung als Feldweg erhalten hätte: Schlaglöcher sind gar nicht mehr zu zählen, Asphalt sucht man an manchen Stellen vergeblich). Diese Straße führt direkt hinein ins Chaos. Fünf Minuten später geht beim Verkehr kaum noch etwas. Tuk-Tuks kommen von links, rechts und vorne, dazwischen noch ein paar Fußgänger und Motorräder, die den Helm vorzugsweise am Lenker transportieren. Jeder hupt so, als würde die Funktionsweise des Fortbewegungsmittels davon abhängen, dass die Hupe regelmäßig benutzt wird. Unterwegs sieht man dann Hühner, Hunde, Kühe, Ziegen, kleine Kinder und viele Straßenstände. Alles wild durcheinander ohne das die Menschen hektisch wirken. Die 7 km bis zum Einkaufscenter haben wir in knapp einer Stunde für den Spottpreis von ca. 4 Euro zurückgelegt und sind schon wieder in einer anderen Welt. Sicherheitsschleusen direkt am Einkaufscenter, dahinter viele Geschäfte, die auch in Europa in jedem Einkaufscenter zu finden sind. Dazu Jamie Olivers Pizzeria, bald ein Döner, ein Kinderspieleland, was alle Kinderaugen glänzend macht und natürlich deutsche Preise. Zurück ins Hotel ging es dann ähnlich. Am Tor zum Hotelgelände wurden Koffer- und Motorraum mit Hundeunterstützung durchsucht und die Ruhe kehrte zurück.

Zum schachlichen: Vorgestern wollte Ole einfach viel zu viel und viel zu schnell. Gegen seinen Gegner aus Kirgisistan stürmte er los wie die Feuerwehr und schwächte seine Königsstellung viel zu sehr. Der Gegner verpasste zwar das direkte Ausnutzen, ein weiterer Schnitzer von Ole besiegelte aber das schnelle Ende. Gestern lief es gegen die Vereinigten Arabischen Emirate schon deutlich besser. Die Vorbereitung kam direkt aufs Brett und Ole erfreute sich einer deutlich besseren Stellung. Diesmal nur etwas zu zaghaft verpasste er Fortschritte zu machen. Zwei prophylaktische Züge des Gegners später ging wie von Zauberhand nichts Vernünftiges mehr für unseren Schachzwerg. Wenn es nicht läuft kommt auch noch Stellungspech dazu.

Aber Mund abputzen. Heute ist Bergfest und dieses zelebriert er mit einem Engländer. Gegen Europa ist Ole noch ohne Punktverlust.

Für die Deutschen läuft es insgesamt ganz gut. Mit Lara, Annmarie, Valentin und Oliver liegen vier in den Top Ten. Noch ist aber erst Halbzeit, so dass vieles möglich ist.

Zwischenstand Indien-Deutschland 8,5-6,5