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Schachzwerge on tour

Vororteindrücke

Den Blog werden wir nutzen, um über mehrtägige Turniere oder Trainingslager ein paar Eindrücke nach Hause zu schicken.

Tag 5: kalte Dusche, Sturm, Versuch einer Halbzeitbilanz

WM 2018 in Griechenland Posted on Fr, Oktober 26, 2018 14:29:27

Am heutigen Mittwoch gab es zur Abwechslung mal statt mit
dem WLAN Probleme mit der Warmwasserversorgung im Hotel, so dass für
mich der Tag mit einer kalten Dusche begann. Wohl dem der diese Form der
Körperreinigung nur an geraden Tagen vollzieht…

Nach
einem ausgedehnten Frühstück machte sich Tobias an die Vorbereitung für
den Nachmittag. Das war wohl nicht ganz so gut überschaubar, da der
Gegner sehr unterschiedliche Eröffnungsvarianten spielt. Eine Datei von
Tatjana sollte Hilfestellung leisten. Trotz verhältnismäßig länger
Beschäftigung damit, vergeigte unser Schachzwerg schlussendlich seine
Partie schon zu Beginn. Aufs Brett kam dabei KasparovGambit. Trotzdem
dauerte es bis zum Matt wiederum ca,. 4 Stunden. Der Kontrahent?

Mal
wieder ein Grieche, irgendwie gibt es hier viele davon, leider scheinen
sie trotz geringerer ELO unserem Sohn überlegen zu sein.

6
Runden sind inzwischen gespielt, Tobias hat bisher 2 Punkte, allerdings
habe ich den Eindruck, dass er sich in der Mehrzahl der Fälle eher
selber besiegt hat, will sagen, nicht die Stärke der anderen hat zum
Verlust geführt, sondern kleine und grössere Fehler würden von diesen
gnadenlos bestraft. Es bleibt zu hoffen, dass in den noch ausstehenden 5
Runden die Bilanz noch etwas verbessert. Die Auslosung ergab, dass
übermorgen ein Engländer besiegt werden könnte ( sollte!)

Während
am Vormittag noch die Sonne am Himmel lachte, zog am Mittag Sturm auf,
das Meer war sehr unruhig, und der geplante Fussmarsch unseres
Müttertrios ( Morgenstern, Krastev, Bardorz) Wegen Überflutung des Wegs
unmöglich. Schade.

Die Fähre schien auch mehr in Seitlage auf dem Wasser dahinzugleiten, erschien uns daher nicht als brauchbare Alternative.

Verglichen
mit 2015 muss ich immer wieder feststellen, dass es einige
Veränderungen gibt. Es wirkt alles sehr viel ruhiger und zum Teil
verlassener. Das Essen ist nicht so abwechslungsreich, liebloser
präsentiert und zum Beispiel Eis, was vor drei Jahren bei den Kindern
hier der Renner war, gibt es gar nicht mehr. Andere, die vor drei Jahren
auch schon hier waren, bestätigten mir diese Eindrücke. Das
Preisniveau erscheint mir auch ziemlich hoch, ob es an diesem
touristischen Zentrum hier liegt oder im ganzen Land so ist, werde ich
leider nicht klären können.

Das
Heulen des Windes draussen und die Schachspieler, die in Erwartung des
morgigen freien Tages, den Abend bis in die Nacht ausdehnten und lärmend
durch die Flure zogen, bescherten uns einen unruhigen Schlaf



TAG 4: WLAN- Probleme, Landeskunde USA und der 2. Punkt

WM 2018 in Griechenland Posted on Mi, Oktober 24, 2018 18:00:27

Kurz nach dem morgendlichen Erwachen mussten wir zu
unserem Schrecken feststellen, dass das WLAN im Hotel nicht mehr
funktionierte. Die von uns mitgeführten elektronischen Geräte Zeiten
zwar alternative offene Netzwerke hat wie Porto Carras Elevator 6 oder
Staff Quarters 1, damit liess sich aber keine stabile Internetverbindung
herstellen.

Wir
frühstückten heute mit Jana Bardorz (U14w) und ihrer Mutter. Man muss
sich das bri Tobias vorstellen mit Croissants, Blätterteiggebäck,
Spiegelei sowie mit Nutella bestrichenen Pfannkuchen, natürlich darf
auch ein wenig Obst nicht fehlen.

Ich bin etwas
experimentierfreudiger und probiere schon mal das eine oder andere vom
Tisch mit den griechischen Spezialitäten.wie zum Beispiel staubtrockene
Sesamkringel, in Sirup eingelegte Orangen oder Feigen, Honigsesamgebäck
oder ähnliches. Ich liege auch mit dem Obstanteil eindeutig vor
Sohnemann…

Frisch
gestärkt machte Tobias sich trotz immer noch fehlender
Internetverbindung an die Vorbereitung, allerdings gab die Datenbank zum
irischen Gegner nicht viel her, des weiteren wurde ich belehrt, dass es
ein Zeichen von Schwäche sei, sich mit einem Kontrahenten, der ca. 300
Elopunkten weniger aufweist, überhaupt zu befassen.

Damit
war das Kapitel heute schnell abgehandelt und es blieb viel Zeit für
einen Frischluftausgleichspaziergang, den wir nach den Erfahrungen vom
Vortag sicherheitshalber auf Wege innerhalb des Hotelgeländes
beschränkten. Eigentlich wollten wir Tischtennis spielen, doch die zwei
vorhanden Platten sind vormittags fast immer belegt.

Noch
vor dem Mittagessen, welches wir bei strahlendem Sonnenschein wieder
draussen zu uns nahmen, waren auch die Probeme mit dem lokalen
Drahltlosnetzwerk behoben.

Tobias sah sich zur
Enspannung auf dem Smartphone ein Video an, bis ich eine Ruhephase ohne
Nutzung elektronischer Geräte forderte.

Vor
Rundenbeginn sollte um 14.45 Uhr auf der Freitreppe vor der Olympic Hall
heute endlich ein Gruppenfoto der deutschen Delegation in ihren
offiziellen WM- shirts gemacht werden. Aufgenommen wurden sie dann
tatsächlich am Yachthafen.

Nun
hiess es für unsere Jungs und Mädchen aber eilig in den Spielsaal zu
huschen.Mittlerweile weiss man wenigstens ungefähr, wo welcher Platz zu
finden ist.

Bei Tobias kam heute nach den ganzen
südländischen ( spanisch,italienisch) Eröffnungen der bisherigen
Spiele, zur Abwechslung mal Aljechin aufs Brett. Der irische Gegner zog
dabei zu früh d5, so dass sich eine komische Stellung ergab. Im
Endspiel waren zwei ungleichfarbige Läufer auf dem Brett, wobei unser
Schachzwerg zwei verbundene Freibauern und auch insgesamt zwei Bauern
mehr hatte. Eigentlich eine schwierige Situation, die wohl
üblicherweise leicht zu einem remis führt. Dies dachte sich wohl auch
der Knabe aus Irland und bot es unserm Sohn an. Doch wahrscheinlich
weckte erdamit erst recht dessen Kampfgeist. Von seiner Bauernüberzahl
gab er einen ab um schneller beim h6 g5 Bauern des Iren zu sein. Dieser
verschenkte seinen h6 Bauern, Tobias tauschte einen h Bauern gegen einen
g Bauern, hatte sich somit nun einen Vorteil erkämpft, da seine
Freibauern jetzt zwei Felder auseinander standen und ging somit nach ca.
fünf Stunden als Gewinner aus dieser Partie hervor. Oder wie Tatjana
sagen würde: Punkt!!!

Das war nach der gestrigen bitteren Niederlage zur moralischen Stärkung allerdings auch bitter nötig.

Ich
verbrachte den Nachmittag spontan mit einem Spaziergang nach Neos
Marmaras und zurück in Begleitung einer russischstämmigen US
amerikanerin, deren Tochter in der U16 Girls mitspielt. Durch unsere
Unterhaltung erfuhr ich, dass die gesamte US amerikanische Delegation
ilnklusive Begleitpersonen morgen Abend in Neos Marmaras in einem
Restaurant essen geht. Dient wahrscheinlich der Stärkung des
Teamgeistes. In den USA ist es absolut unüblich, dass die Kinder mit
einem Trainer zu einem Turnier fahren, stets und ständig sind sie in
Begleitung ihrer Eltern unterwegs. Ausserdem findet die US amerikanische
Schachmeisterschaft jedes Jahr im Dezember in Orlando, Florida statt,
ganz in der Nähe von Disney World.

(verglichen
mit Willingen Wahrscheinlich ein attraktiverer Austragungsort). Mir war
vorher auch nicht klar, wie hoch die Kosten sind, die Eltern in den
Staaten in die Bildung ihrer Kinder investieren ( müssen). Je nach Alter
sind es bis zu 70000 US$ pro Jahr.

Somit
hatte ich einen interessanten aufschlussreichen Nachmittag, konnte mal
wieder englisch sprechen und interkulturelle Vergleiche abseits des
königlichen Spiels anstellen.

Das
Abendessen nahmen wir mit Krastevs ein, Tobias und Alexander kommen gut
miteinander aus, als dann auch noch Bernd beide nach ihren Ergebnissen
fragte und sie übereinstimmend einen Sieg vermelden konnten, hiess es

Dienstag der 23. Oktober war ein guter Tag für Deutschland!!!



Tag 3: Nebel, Irrwege und schachliche Abgründe

WM 2018 in Griechenland Posted on Mi, Oktober 24, 2018 06:58:40

Noch vor dem Aufstehen informierten wir uns via Internet
über die Auslosung zur heutigen 4.Runde. Tobias sollte es mit einem
Griechen zu tun bekommen, nominell rund 200 ELO Punkte schlechter als
er.

Das gab erstmal Anlass zur Hoffnung.

Ein
Blick aus dem Fenster verhiess weniger Gutes, in der Nacht hatte es
geregnet und herbstlicher Nebel macht anscheinend auch vor Griechenland
nicht halt. Das Temperaturniveau wich allerdings von demjenigen zuhause
um ca. 10 Grad nach oben ab…

Nach
einem ausgedehnten Frühstück sah es draussen schon freundlicher aus, so
dass ich erstmal Frischluftversorgung anordnete, zumal wir ohnehin für
die Vorbereitung noch auf Tatjanas Zuarbeit warteten.

Wir
gingen am Strand entlang Richtung Neos Marmaras. Diese Gelegenheit
nutzte Tobias um seine Füsse von Mittermeerwasser umspülen zu lassen.
Nach einer Weile drehten wir um, wollten aber nicht den gleichen Weg
zurücklaufen.

So nahmen wir einen Pfad, der uns
vom Meer weg führte.Zuerst passierten wir wildcampende Italiener mit
Wohnmobilen älteren Baujahrs, die nicht den Eindruck machten als würde
sie der deutsche TÜV für fahrtüchtig erklären. Weiter ging es vorbei an
verlassen wirkenden Selbstversorgergärten, die wahlweise von Hühnern,
Schafen, Eseln , Katzen oder Hunden besiedelt waren. Nur auf einem der
Grundstücke sahen wir einen Mann, der versuchte etwas zu bauen, von dem
Tobias allerdings meinte er habe bewusstseinserweiternde Substanzen
genommen, da er wild mit den Armen fuchtelte. Auch schrottreife Autos
standen einfach so in der Landschaft herum. Nachdem wir zwei besonders
aggressiv bellende Hunde hinter uns gelassen hatten, kamen wir an eine
Weggabelung. Wir entschieden uns für die rechte Abzweigung, die im
Nichts endete. Allerdings trennte uns nur ein Maschendrahtzaun mit
Stacheldraht obendrüber von der Strasse, die zum Hotel führt. Also
probierten wir es nach einem kurzen Abstecher in ein Olivenbaumfeld, das
allerdings auch umzäunt war, den Weg in die andere Richtung. Doch auch
hier kein Weiterkommen. Der Zaun bot keinerlei Durchschlupf und da ich
auch leider meinen Seitenschneider nicht dabei hatte, gab es keine
andere Möglichkeit als so wie wir dorthin gelangt waren zurückzukehren.
Glücklicherweise brachte uns das nicht in zeitliche Bedrängnis.

Zurück
im Hotel konnte der Schachzwerg mit Hilfe der inzwischen von Tatjana
erhaltenen Mail mit seiner Vorbereitung für die nachmittägliche Partie
beginnen.

Zur
Mittagszeit hatte sich der Nebel gelichtet und wir konnten bei
Sonnenschein das Essen draussen einnehmen, was sehr angenehm ist, da man
vom Lärmpegel im Speisesaal verschont bleibt.

Bis 15 Uhr blieb noch Zeit für den zweiten Teil der Vorbereitung und zum Ausruhen.

Das
Spiel begann mit einer italienischen Eröffnung. Wie es mir bereits von
den vorangegangen Runden 1 bis 3 berichtet wurde, kam es irgendwann zum
Einstellen eines Bauern, wodurch die Tendenz des Verlierens eingeleitet
wurde. Besiegelt wurde es heute durch Übersehen eines zweizügigen Matt,
so dass nach nicht einmal 2 1/2 Stünden der hellenische Jüngling die
Olympic Hall als Sieger verliess. Kommentar unseres traurigen und
verärgerten Sohnes: UNTERIRDISCH

Den
Rest des Tages verbrachten wir mit Schulaufgaben, Abendbrot und Stadt
Land Fluss spielen, wobei die Kreativität im Bereich Berufe erfinden
beachtlich war.

Bleibt
nur zu hoffen, dass wir die Talsohle durchschritten haben, schlechter
geht ja kaum noch, wir hoffen auf morgen und ihr dürft gerne Daumen
drücken. Die Auslosung ergab einen Sprössling aus Irland, wie nennt man
die noch gleich? Irrländer?



Tag 2: Doppelrunde: Wolken am Himmel und schlechtes Schach

WM 2018 in Griechenland Posted on Mo, Oktober 22, 2018 11:09:18

Der heutige Tag war ziemlich durchgetaktet und liess kaum
Spielräume für Aktivitäten abseits des Schachbretts, zumindest für den
sportlich Aktiven von uns. Nach einem ausgewogenen Frühstück ( wenn man
die von uns beiden verzehrten Lebensmittel in der Summe betrachtet und
etwas umverteilt) in Gesellschaft der deutschen U18 Spielerin Inken
Köhler, blieb gerade noch etwas Zeit sich kurz für die Morgenpartie
etwas anzusehen, bevor wir uns auf den Fussmarsch zur Olympic Hall
begaben und damit das Denkerhirn wenigstens 15 Minuten frische Luft
abbekam.

Im Spielsaal
begann dann wieder die Suche nach dem richtigen Brett, diesmal nicht
Live und somit am anderen Ende. Dort wurde Tobias schon von seinem
Gegner erwartet, der als Geschenk ein Basecap mit der Flagge Südafrikas
an diesen überreichte. Im Gegenzug erhielt er von uns eine Ansichtskarte
von Magdeburg sowie Hallorenkugeln.

Vorbereitet
hatte Tobias sich auf eine Nebenvariante der spanischen Erröffnung,
wurde dann vom Gegner im 5. Zug mit d4 direkt überrascht, kannte sich
damit nicht aus und musste „frei Schnauze“ weiter spielen. Dies gelang
zunächst noch recht gut, so dass er sich nach der Eröffnung in einer
annehmbaren Stellung befand. Um sich einen Figurenvorteil zu
verschaffen, stellte er einen Bauern ein, dieses Unterfangen erwies
sich allerdings als trügerisch. Stattdessen befand sich plötzlich der
Südafrikaner in einer besseren Position. Doch konnte der Jugendliche aus
Kapstadt daraus keinen Nutzen ziehen, im Gegenteil, er stellte seine
Figuren danach schlechter, geriet in Zeitnot, übersah etwas und verhalf
somit Tobias nach ca. vier Stunden zu einem glücklichen ersten WM-punkt.

Das
Hotel hatte dies Essenszeiten wegen der Doppelrunde nach hinten
verschoben, so dass wir um 14.30 Uhr noch entspannt unser Lunch
einnehmen konnten. Pizza, Pommes und Spaghetti mit Tomatensoße ,
erstaunlicherweise blieb trotzdem das WM-trikot weiss, ohne rote Tupfer.

Gegen 15.30 Uhr war
dann endlich die Auslosung raus für die 2. Runde des heutigen Tages,
unser Schachzwerg sollte es mit einem Weissrussen zu tun bekommen. Für
die Vorbereitung, die diesmal wegen Tatjanas Punktspiel selbständig
erfolgen müsste, blieb nur wenig Zeit, abgesehen davon gab die Chessbase
Datenbank zum Kontrahenten kaum etwas her.

Der
Versuch sich wenigstens noch etwas auszuruhen vor dem anstrengenden
Spätnachmittag war auf Grund des immer noch hohen Adrenalinspiegels auch
nicht so effektiv.

An Frischluft müsste das genügen, was auf dem Weg zur Olympic Hall aufgenommen werden könnte.

Kurzum
sind 2 1/2 Stünden für Mittagessen, Vorbereitung, Abschalten und
körperliche Betätigung draussen nicht wirklich viel Zeit.

Während
am Vormittag noch ab und zu die Sonne für kleine Lichtblicke sorgte,
zog sich der Himmel im Verlauf des Tages mehr und mehr zu, auch einige
dunklere Wolken waren zu sehen.

Passend
dazu verlief die 3. Runde: Tobias spielte mit weiss eine spanische
Eröffnung. Schon in dieser Phase kam er durch das Zulassen von d5 in
eine leicht ungünstigere Stellung , welche sich durch f4 im Mittelspiel
verschärfte. Langes Rechnen brachte einen erheblichen Zeitverlust mit
sich und durch das ( ich zitiere jetzt wörtlich)“ naive, dumme,
blindflanschige“ Einstellen eines Bauern, geriet er nun endgültig auf
die Verliererstrasse, dazu kam, dass am Ende des langen Tages “ die Luft
raus war“.

Nebenbei bemerkt zeugt auch das Partieformular von erheblichen Konzentrationsmängeln. Bleibt nur auf Besserung zu hoffen.

Kurz
nach 20 Uhr traf mein angesäuerter Schachzwerg wieder im Hotel ein.
Nach einem späten Abendbrot blieb noch wenig Zeit den Kopf frei zu
bekommen bevor wir,ohne die Auslosung für die 4.Runde abzuwarten, in den
Tiefschlaf fielen.

P.S.:

Falls
sich jemand die Frage stellen sollte, was der FanReporter hier den
ganzen Tag macht, lautet die Antwort Stricken, Lesen, Blog schreiben,
mit anderen Eltern quatschen, Leute beobachten, Fotografieren,
Kaffeetrinken, Spazierengehen, Füsse ins Mittelmeer tauchen, moralische
Unterstützung leisten…



Anreise und Tag 1

WM 2018 in Griechenland Posted on So, Oktober 21, 2018 19:16:02

Am vorgestrigen Freitag mächten Tobias und ich uns auf den Weg zur SchachWM nach Porto Carras in Griechenland.

Zunächst einmal war sehr zeitiges Aufstehen angesagt, 4.20 Uhr also weit vor der Wohlfühlaufstehzeit eines Schachzwergen.

Von
Röblingen ging es dabei erstmal zum Flughafen Leipzig/Halle, von wo uns
die Lufthansa nach sehr entspanntem Einchecken in ca. Einer Stunde nach
Frankfurt brachte. Dort trafen wir am Ausgang des Anschlussfluges die
deutsche Delegation angeführt von Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler.
Zusammen flogen wir mit ca. 60 Minuten Verspätung weiter nach
Thessaloniki. Hier erwartete uns Sonnenschein bei 21 Grad. Der
Bustransfer vom Flughafen zum Hotel Porto Carras Sithonia ( also gleiche
Unterkunkft wie 3 Jahre zuvor) dauerte nochmal etwa 1 1/2 Stünden.
Tobias nahm bei der Fahrt dann doch etwas mehr von der Umgebung wahr als
2015. Im Hotel angekommen teilte man uns mit, dass unser Zimmer noch
nicht bezugsfertig sei, mittlerweile war es 17.45 Uhr… Nach einer
Wartezeit von einer weiteren halben Stunde konnten wir endlich kurz auf
den frisch bezogenen Betten die Beine hochlegen. Nach einer
Zusammenkunft der 14 deutschen Teilnehmer und Begleitpersonen und
anschliessendem Abendessen mit Anstehen am Buffett ( besonderer
Beliebtheit bei unserem Schachzwerg erfreut sich die Pizza, mal sehen,
waie lange dieser Trend noch anhält…) fielen wir beide rasch in einen
komatösen Schlaf.

Am
gestrigen Samstag war die erste Frage, die uns nach dem Aufstehen
bewegte, ob die Auslosung schon raus ist. Antwort negativ., Also
genossen wir erstmal das durchaus üppige Frühstücksbuffet, wobei ich
insgesamt das Gefühl habe, dass die Qualität und die Auswahl der Speisen
gegenüber 2015 nachgelassen hat, vielleicht trügt mich aber auch die
Erinnerung.

Im Speisesaal sind Lärmpegel und
babylonisches Sprachengewirr jedenfalls gleich geblieben. Frisch
gestärkt tankten wir erstmal Frischluft, davon hatten wir am Anreisetag
eindeutig zu wenig abbekommen. Unser Spaziergang führte zum Spiellokal
in der Olympic Hall um bei Tobias die Erinnerung an diesen Weg
aufzufrischen, schliesslich hatte vor 3 Jahren die U10 nicht dort
gespielt, sondern im benachbarten Meliton Hotel. Im Wesentlichen fanden
wir alles so vor, wie wir es in Erinnerung hätten.

Zurück
in unserem Hotelzimmer, hielt das Internet auch die Auslosung bereit.
Während es zunächst so aussah als würde uns in der ersten Runde ein
Russe erwarten, müsste ich dieses kurz darauf revidieren. Ein deutsch-
deutsches Duell erschien nun in der Paarungsliste. Dabei erwartete
Tobias kein geringerer als der amtierende deutsche U14 Meister Alexander
Krastev.

Nun ging es mit Eifer an die
Vorbereitung mit freundlicher Unterstützung unserer Landestrainerin
Tatjana Melamed. Die Skypeverbindung brach zwar mehrfach ab, aber nach
der kurzen Absprache, kam dann die zu spielende Variante per Mail, so
dass der Plan für die Partie stand.

Vor der
Runde ( um 15 Uhr) konnten wir bei angenehmer Temperatur und
Sonnenschein unser Mittagessen draussen einnehmen, mir oblag es dabei
die aufgenommene Nahrungsmenge zu begrenzen und auf das Einfügen
gesunder Komponenten zu achten, damit meine ich weder Pizza noch
Pommes…, schliesslich sollte ja noch ordentliches Schachspielen
möglich sein.

Die erste
Herausforderung bestand, noch vor der offiziellen Turniereröffnung um
14.30 Uhr, darin in der riesigen Olympic Hall sein Brett zu finden, die
Logik des Aufbaus hat sich uns nicht erschlossen, mit diesem Problem
kämpften aber alle. Nach einer kurzen völlig unfeierlichen Ansprache
würden sämtliche Begleitpersonen aufgefordert den Saal zu verlassen.

Nach
einer italienischen Eröffnung schien zunächst alles nach Plan zu
laufen, Tobias brachte die Vorbereitung souverän aufs Brett und stand
nach zwei Stunden super ( laut Tatjana, die ihren Schützling am
LiveBrett verfolgen konnte). Doch dann machte dieser einen unnötigen b4
Zug, übersah Turm schlägt e4 und so wendete sich das Blatt rasch
zugunsten des Gegners.

Dennoch kamen mir nach dem dreistündigen Duell zwei munter drein schauende Jungs entgegen, die sich noch angeregt unterhielten.

Die
Zeit bis zum Abendbrot würde mit der Nachbereitung überbrückt, die
allerdings nicht ganz so intensiv war wie die Vorbereitung….

Das
Essen bot keine grösseren Überraschungen, ausser dass man mit dem
Abräumen schnell bei der Hand war, so dass es unmöglich ist, dass wir
beide gleichzeitig zum Buffett gehen und nachher unseren Tisch noch
unverändert vorfinden, wir mussten uns also umsetzen und fanden Platz an
einem Tisch mit weiteren Teilnehmern der deutschen Abordnung.

Gut
gesättigt hiess es dann wieder Warten. Auf die Ergebnisse und die
Auslosung für die 2. Runde, die am morgigen Sonntag ( einziger Tag mit
Doppelrunde) bereits um 10 Uhr startet.

Daher
erschien es sinnvoll die Vorbereitung bereits am Abend zu machen. Nach
Veröffentlichung der Auslosung im Netz, begab sich Tobi hochmotiviert
zunächst selbst auf die Suche nach Partien des zugelosten
südafrikanischen Gegners, der nominell ca. 400 Elopunkte weniger
aufweist. Dann wurde aber doch wieder relativ rasch Skype eingeschaltet,
was deutlich besser funktionierte als am Vormittag. Tatjanas Ideen
aufgreifend stand auch am Abend relativ schnell der Plan für Runde 2.

Und da Ausschlafen nicht wirklich möglich schien, ging es früh zu Bett.



Ende gut, (fast) alles gut

IEM u8 2018 in Sebnitz Posted on Sa, Oktober 20, 2018 20:16:35

Die 18. IEM u8 ist Geschichte. Neuer Deutscher Meister ist Paul Freude. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an Paul und seinen Trainer Tom.
Was bleibt aus Schachzwerge Sicht über den Tag zu schreiben? Mit 2,5 Punkten erzielten wir überdurchschnittlich viele Punkte und wie in quasi jeder Runde haben wir dabei noch ein bisschen was verschenkt. Zugegeben: Ab und an wurde uns auch mal etwas Gutes getan 🙂
Die Mädels spielten heute mit Abstand am längsten. Während Valentin etwas zu schnell spielte und statt eine Leichtfigur zu gewinnen, die Dame abgab, spielte Anton schnell auf Matt. Opferte dabei einige Bauern, bevor der gegnerische König durch Dame und Läufer zur Strecke gebracht war.
Jaromir brauchte zeitlich deutlich länger, wenn auch kaum mehr Züge. Mit Läufer und Dame konnte er mit seinem Lieblingsmatt den dritten Punkt in Folge einfahren und damit sein Ziel erreichen.
Marius attackierte den Drachenaufbau seines Gegners. Dieser griff allerdings zum Gegenangriff und ein vergifteter Bauer kostete die Dame. Nachdem auch die letzten taktischen Kniffe durch den Berliner souverän umschifft wurden, musste Marius die Überlegenheit anerkennen.
Bei den Mädels war die Laune völlig gegensetzlich. Während Laura nach wechselhaftem Partieverlauf am Ende ein Patt erkämpfte, damit die als Ziel gesteckten zwei Punkte erreichte und völlig glücklich war, setzte Svenja das gebrauchte Turnier fort. In einer sehr ordentlichen Partie war ein Fehler (Einstellen des Läufers) zu viel, da ihr Gegner den Vorteil ohne Gegenchancen zuzulassen souverän verwertete.
Zum Abschluss erhielt jedes Kind eine Urkunde und einen Preis. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal dem Ausrichter.
Im nächsten Jahr heißt es vom 20.-26.10.19 wieder IEM u8 in Sebnitz. Mal sehen, ob Laura dazu Begleitung der 2011 Kids bekommt.
Fazit:
Svenja wurde mit drei Punkten deutlich unter Wert geschlagen und hatte dazu das Pech gepachtet. Ab und an braucht man in so einer Phase auch mal einen Gegner, der ein paar Geschenke verteilt.
Marius (Platz 40 und damit bester Schachzwerg), Jaromir, Valentin, Anton und Laura spielten ein gutes Turnier und schafften so manche Überraschung. Alle haben ihr Ziel erreicht und wurden am Ende mit einer DWZ belohnt.
Neben den Punkten im Turnier sollte es auch etliches an Wissenszuwachs gegeben haben. Schauen wir mal, ob in den nächsten Turnieren wieder der Drachentötertöterverhinderer zum Einsatz kommt oder ein Vorteil im Bauernendspiel leicht und locker nach Hause gebracht wird.
Zum Abschluss des Turniers wurden noch Marius und Valentin als bestes Team ausgezeichnet. Mit 265 Punkten lagen sie knapp vor Team Damenwahl (Svenja und Laura), die auf 256 kamen. Auch der Trainer wurde von seinen Schützlingen bedacht und erhielt eine selbst gemalte Dankeskarte. Eine sehr schöne Geste. Da kann man sich dran gewöhnen 🙂



Doppelrunde 3 oder die geheimen Pfade des KiEZ

IEM u8 2018 in Sebnitz Posted on Fr, Oktober 19, 2018 22:28:14

Langsam wurde es spannend bei der 18. IEM u8. An den vorderen Tischen spitzte sich der Titelkampf langsam zu und bietet morgen ein echtes Endspiel an Tisch eins zwischen Paul und David, die beide sieben Punkte aus acht Runden aufweisen und den Rest des Feldes um einen Punkt distanzieren konnten.
Für unsere Kids geht es nun darum, ob die selbst gesteckten Ziele erreicht werden. Anton, Valentin und Marius können hinter ihr Ziel bereits einen Haken machen. Alle drei konnten heute die Nachmittagsrunde gewinnen. Während Anton Lauras Figuren einsammelte, zerrte Valentin den gegnerischen König mit einem Opfer ins Freie und Marius setzte mit Minusfigur den Gegner in einer scharfen Partie Matt. Auch Laura und Jaromir haben sich ihrem Ziel angenähert. Während Laura heute vormittag kurzen Prozess (9 Züge) mit einem Mattangriff mit ihrem Gegner machte, spielte Jaromir heute insgesamt nur 28 Züge und gewann beide Partien souverän durch einen forschen Angriff. Am morgen wurde der Drachentöter gegen die sizilianische Verteidigung angewendet und am Nachmittag ein Matt mittels Batterie durch Dame und Turm erzwungen.
Für Svenja war es heute ein gebrauchter Tag. Zweimal stark gekämpft, zweimal ohne etwas Zählbares aus dem Saal gekommen. Besonders am Nachmittag war dies ärgerlich, da sich Svenja schon einen großen Vorteil erspielt hatte.
Damit stand am Nachmittag zum ersten Mal mehr als fünfzig Prozent zu Buche und geben Hoffnung auf den morgigen Schlussspurt.
Was sonst noch so geschah:
„Ich war doch erst vorgestern oder so duschen.“ ist keine passende Ausrede.
Marius ist begeistert von Valentins Witz: Was ist der Unterschied zwischen Lidl und der Schule? Lidl lohnt sich…
Es gibt Wege durch Wälder im KiEZ, die ich in meinen sechs früheren Besuchen nicht gesehen habe, welche aber den Kids nicht entgangen sind.
Das 3er Jungszimmer ist einhellig der Meinung, dass diese Meisterschaft viel zu kurz ist und es nicht sein kann, dass morgen schon Abreise ist: „Wie pippy kurz ist das denn hier“
Eben beschriebenes Zimmer hat wieder einen sichtbaren Fußboden.
In der kleinen Teamchallange führt das Team Nix. Bei diesem Teamnamen muss man aufpassen, was man sagt: 10 Punkte für Nix kann auch falsch verstanden werden…
Würmer am Faden sind der große Knüller.

Morgen ist dann gegen 13.30 Uhr Siegerehrung, die wohl eine knappe Stunde dauern wird und für die Kids meist wie ein Besuch in einem Spielzeugladen ist. Platz 1 hat dabei die große Auswahl…



Die magischen 50 Prozent

IEM u8 2018 in Sebnitz Posted on Do, Oktober 18, 2018 23:30:32

Auch heute sollte es nicht klappen mit den magischen 50 Prozent. Es standen nach fast zwei Stunden Spielzeit leider nur zwei Punkte auf der Habenseite. Dabei ging es im Eiltempo sehr gut los. Valentin griff flott an und setzte seine Gegnerin nach nicht einmal zwanzig Zügen Matt. Ein bisschen Glück war allerdings auch dabei, da sie eine Möglichkeit des Damengewinns ausließ, die dem Angriff ziemlich den Wind aus den Segeln genommen hätte.
Svenja hatte derweil einen Zug in der Eröffnung verwechselt und musste sich mit weniger Material gegen eine starke Polin erwehren. Dies gelang leider nicht. Der Punkt wurde ihr fälschlicherweise dennoch gut geschrieben. Als faire Spielerin meldete Svenja aber kurz vor dem Mittag den Fehler und wurde mit einem Bonbon belohnt.
Im Duell zweier 2011 Kids sammelte Laura mehr Figuren gegen ihren Berliner Gegner ein. Dieser fokussierte sich derweil komplett auf einen Mattangriff, der am Ende auf f2 das Ende des weißen Königs besiegelte.
Marius gelang derweil der erste Punkt gegen den Hamburger SK und die Revanche für Jaromirs Niederlage am Vortag. Den ersten Fehler seiner Gegnerin in einer sehr guten Partie bestrafte er dabei konsequent mit einem unwiderstehlichen Mattangriff.
Blieben noch zwei tapfere Kämpfer im Saal. Jaromir hatte beim Angriff auf den gegnerischen König einen Abzug übersehen, der ihn die Dame und damit die Partie kostete. Dennoch kämpfte er tapfer und kreativ und konnte mit den verbliebenen zwei Türmen einen interessanten Angriff starten, den sein Gegner aber abwehren konnte.
Lange spielte heute auch Anton, der leider ein paar gute Chancen auf Figurengewinne übersah und am Ende in einem Mattnetz aus Dame, Läufer und Turm gefangen wurde.
Der freie Nachmittag wurde für ein Besuch im Urzeitpark (nach Meinung der Kids ist dieser nicht jugendfrei, weil die Urmenschen noch FKK pflegten…) und einen kurzen Abstecher nach Tschechien genutzt. Endlich mal mit zwei Beinen in zwei verschiedenen Ländern stehen. Der Rückweg über eine Skipiste dauerte dann noch etwas länger als der Hinweg, weil die Option sich den Hang hinunterrollen zu lassen einfach zu verlockend war.
Beim abendlichen Training ging es dann heute um diverse Matts. Die kleine Mattchallange wurde eine Beute von Team Damenwahl. Aber auch die anderen Teams konnten die meisten Aufgaben meistern.
Morgen geht es dann so langsam um die Wurst. Sowohl für die Turnierspitze als auch für uns, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Daumendrücken für einen kleinen Schlussspurt erwünscht!



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