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Schachzwerge on tour

Vororteindrücke

Den Blog werden wir nutzen, um über mehrtägige Turniere oder Trainingslager ein paar Eindrücke nach Hause zu schicken.

TAG 4: WLAN- Probleme, Landeskunde USA und der 2. Punkt

WM 2018 in Griechenland Posted on Mi, Oktober 24, 2018 18:00:27

Kurz nach dem morgendlichen Erwachen mussten wir zu
unserem Schrecken feststellen, dass das WLAN im Hotel nicht mehr
funktionierte. Die von uns mitgeführten elektronischen Geräte Zeiten
zwar alternative offene Netzwerke hat wie Porto Carras Elevator 6 oder
Staff Quarters 1, damit liess sich aber keine stabile Internetverbindung
herstellen.

Wir
frühstückten heute mit Jana Bardorz (U14w) und ihrer Mutter. Man muss
sich das bri Tobias vorstellen mit Croissants, Blätterteiggebäck,
Spiegelei sowie mit Nutella bestrichenen Pfannkuchen, natürlich darf
auch ein wenig Obst nicht fehlen.

Ich bin etwas
experimentierfreudiger und probiere schon mal das eine oder andere vom
Tisch mit den griechischen Spezialitäten.wie zum Beispiel staubtrockene
Sesamkringel, in Sirup eingelegte Orangen oder Feigen, Honigsesamgebäck
oder ähnliches. Ich liege auch mit dem Obstanteil eindeutig vor
Sohnemann…

Frisch
gestärkt machte Tobias sich trotz immer noch fehlender
Internetverbindung an die Vorbereitung, allerdings gab die Datenbank zum
irischen Gegner nicht viel her, des weiteren wurde ich belehrt, dass es
ein Zeichen von Schwäche sei, sich mit einem Kontrahenten, der ca. 300
Elopunkten weniger aufweist, überhaupt zu befassen.

Damit
war das Kapitel heute schnell abgehandelt und es blieb viel Zeit für
einen Frischluftausgleichspaziergang, den wir nach den Erfahrungen vom
Vortag sicherheitshalber auf Wege innerhalb des Hotelgeländes
beschränkten. Eigentlich wollten wir Tischtennis spielen, doch die zwei
vorhanden Platten sind vormittags fast immer belegt.

Noch
vor dem Mittagessen, welches wir bei strahlendem Sonnenschein wieder
draussen zu uns nahmen, waren auch die Probeme mit dem lokalen
Drahltlosnetzwerk behoben.

Tobias sah sich zur
Enspannung auf dem Smartphone ein Video an, bis ich eine Ruhephase ohne
Nutzung elektronischer Geräte forderte.

Vor
Rundenbeginn sollte um 14.45 Uhr auf der Freitreppe vor der Olympic Hall
heute endlich ein Gruppenfoto der deutschen Delegation in ihren
offiziellen WM- shirts gemacht werden. Aufgenommen wurden sie dann
tatsächlich am Yachthafen.

Nun
hiess es für unsere Jungs und Mädchen aber eilig in den Spielsaal zu
huschen.Mittlerweile weiss man wenigstens ungefähr, wo welcher Platz zu
finden ist.

Bei Tobias kam heute nach den ganzen
südländischen ( spanisch,italienisch) Eröffnungen der bisherigen
Spiele, zur Abwechslung mal Aljechin aufs Brett. Der irische Gegner zog
dabei zu früh d5, so dass sich eine komische Stellung ergab. Im
Endspiel waren zwei ungleichfarbige Läufer auf dem Brett, wobei unser
Schachzwerg zwei verbundene Freibauern und auch insgesamt zwei Bauern
mehr hatte. Eigentlich eine schwierige Situation, die wohl
üblicherweise leicht zu einem remis führt. Dies dachte sich wohl auch
der Knabe aus Irland und bot es unserm Sohn an. Doch wahrscheinlich
weckte erdamit erst recht dessen Kampfgeist. Von seiner Bauernüberzahl
gab er einen ab um schneller beim h6 g5 Bauern des Iren zu sein. Dieser
verschenkte seinen h6 Bauern, Tobias tauschte einen h Bauern gegen einen
g Bauern, hatte sich somit nun einen Vorteil erkämpft, da seine
Freibauern jetzt zwei Felder auseinander standen und ging somit nach ca.
fünf Stunden als Gewinner aus dieser Partie hervor. Oder wie Tatjana
sagen würde: Punkt!!!

Das war nach der gestrigen bitteren Niederlage zur moralischen Stärkung allerdings auch bitter nötig.

Ich
verbrachte den Nachmittag spontan mit einem Spaziergang nach Neos
Marmaras und zurück in Begleitung einer russischstämmigen US
amerikanerin, deren Tochter in der U16 Girls mitspielt. Durch unsere
Unterhaltung erfuhr ich, dass die gesamte US amerikanische Delegation
ilnklusive Begleitpersonen morgen Abend in Neos Marmaras in einem
Restaurant essen geht. Dient wahrscheinlich der Stärkung des
Teamgeistes. In den USA ist es absolut unüblich, dass die Kinder mit
einem Trainer zu einem Turnier fahren, stets und ständig sind sie in
Begleitung ihrer Eltern unterwegs. Ausserdem findet die US amerikanische
Schachmeisterschaft jedes Jahr im Dezember in Orlando, Florida statt,
ganz in der Nähe von Disney World.

(verglichen
mit Willingen Wahrscheinlich ein attraktiverer Austragungsort). Mir war
vorher auch nicht klar, wie hoch die Kosten sind, die Eltern in den
Staaten in die Bildung ihrer Kinder investieren ( müssen). Je nach Alter
sind es bis zu 70000 US$ pro Jahr.

Somit
hatte ich einen interessanten aufschlussreichen Nachmittag, konnte mal
wieder englisch sprechen und interkulturelle Vergleiche abseits des
königlichen Spiels anstellen.

Das
Abendessen nahmen wir mit Krastevs ein, Tobias und Alexander kommen gut
miteinander aus, als dann auch noch Bernd beide nach ihren Ergebnissen
fragte und sie übereinstimmend einen Sieg vermelden konnten, hiess es

Dienstag der 23. Oktober war ein guter Tag für Deutschland!!!



Tag 3: Nebel, Irrwege und schachliche Abgründe

WM 2018 in Griechenland Posted on Mi, Oktober 24, 2018 06:58:40

Noch vor dem Aufstehen informierten wir uns via Internet
über die Auslosung zur heutigen 4.Runde. Tobias sollte es mit einem
Griechen zu tun bekommen, nominell rund 200 ELO Punkte schlechter als
er.

Das gab erstmal Anlass zur Hoffnung.

Ein
Blick aus dem Fenster verhiess weniger Gutes, in der Nacht hatte es
geregnet und herbstlicher Nebel macht anscheinend auch vor Griechenland
nicht halt. Das Temperaturniveau wich allerdings von demjenigen zuhause
um ca. 10 Grad nach oben ab…

Nach
einem ausgedehnten Frühstück sah es draussen schon freundlicher aus, so
dass ich erstmal Frischluftversorgung anordnete, zumal wir ohnehin für
die Vorbereitung noch auf Tatjanas Zuarbeit warteten.

Wir
gingen am Strand entlang Richtung Neos Marmaras. Diese Gelegenheit
nutzte Tobias um seine Füsse von Mittermeerwasser umspülen zu lassen.
Nach einer Weile drehten wir um, wollten aber nicht den gleichen Weg
zurücklaufen.

So nahmen wir einen Pfad, der uns
vom Meer weg führte.Zuerst passierten wir wildcampende Italiener mit
Wohnmobilen älteren Baujahrs, die nicht den Eindruck machten als würde
sie der deutsche TÜV für fahrtüchtig erklären. Weiter ging es vorbei an
verlassen wirkenden Selbstversorgergärten, die wahlweise von Hühnern,
Schafen, Eseln , Katzen oder Hunden besiedelt waren. Nur auf einem der
Grundstücke sahen wir einen Mann, der versuchte etwas zu bauen, von dem
Tobias allerdings meinte er habe bewusstseinserweiternde Substanzen
genommen, da er wild mit den Armen fuchtelte. Auch schrottreife Autos
standen einfach so in der Landschaft herum. Nachdem wir zwei besonders
aggressiv bellende Hunde hinter uns gelassen hatten, kamen wir an eine
Weggabelung. Wir entschieden uns für die rechte Abzweigung, die im
Nichts endete. Allerdings trennte uns nur ein Maschendrahtzaun mit
Stacheldraht obendrüber von der Strasse, die zum Hotel führt. Also
probierten wir es nach einem kurzen Abstecher in ein Olivenbaumfeld, das
allerdings auch umzäunt war, den Weg in die andere Richtung. Doch auch
hier kein Weiterkommen. Der Zaun bot keinerlei Durchschlupf und da ich
auch leider meinen Seitenschneider nicht dabei hatte, gab es keine
andere Möglichkeit als so wie wir dorthin gelangt waren zurückzukehren.
Glücklicherweise brachte uns das nicht in zeitliche Bedrängnis.

Zurück
im Hotel konnte der Schachzwerg mit Hilfe der inzwischen von Tatjana
erhaltenen Mail mit seiner Vorbereitung für die nachmittägliche Partie
beginnen.

Zur
Mittagszeit hatte sich der Nebel gelichtet und wir konnten bei
Sonnenschein das Essen draussen einnehmen, was sehr angenehm ist, da man
vom Lärmpegel im Speisesaal verschont bleibt.

Bis 15 Uhr blieb noch Zeit für den zweiten Teil der Vorbereitung und zum Ausruhen.

Das
Spiel begann mit einer italienischen Eröffnung. Wie es mir bereits von
den vorangegangen Runden 1 bis 3 berichtet wurde, kam es irgendwann zum
Einstellen eines Bauern, wodurch die Tendenz des Verlierens eingeleitet
wurde. Besiegelt wurde es heute durch Übersehen eines zweizügigen Matt,
so dass nach nicht einmal 2 1/2 Stünden der hellenische Jüngling die
Olympic Hall als Sieger verliess. Kommentar unseres traurigen und
verärgerten Sohnes: UNTERIRDISCH

Den
Rest des Tages verbrachten wir mit Schulaufgaben, Abendbrot und Stadt
Land Fluss spielen, wobei die Kreativität im Bereich Berufe erfinden
beachtlich war.

Bleibt
nur zu hoffen, dass wir die Talsohle durchschritten haben, schlechter
geht ja kaum noch, wir hoffen auf morgen und ihr dürft gerne Daumen
drücken. Die Auslosung ergab einen Sprössling aus Irland, wie nennt man
die noch gleich? Irrländer?