Tag 3 und die 100%ige Steigerung

Am heutigen dritten Spieltag standen für alle wieder zwei Partien auf dem Programm. Beide Schachzwerge, soviel sei bereits zu Beginn verraten, konnten hierbei jeweils einen Punkt einheimsen.

Luise spielte ihre erste Begegnung mit Schwarz gegen Long Nguyen (764, USC Magdeburg). Nach den ersten drei Zügen stand eine italienische Partie auf dem Brett. Nach dem 9. Zug war die Stellung auf dem Brett bis auf die Position des Damenläufers zwischen beiden Spielern exakt spiegelbildlich. Mit dem Wegzug des eigenen Springers stellte Schwarz dann jedoch die Dame gegen einen Läufer ein. 11 Züge und einen Leichtfigurenabtausch später war es dann aber Weiß, der seinerseits die eigene Dame dem Gegner zum Schlagen feilbot – ein Geschenk, das Luise aber erst zwei Züge später erkannte und dankend annahm. Da im Gegensatz zum zurückliegenden umgekehrten Falle ihr Läufer nicht zurückgeschlagen werden konnte, war Luise erst einmal Materialvorteil. Diesen wusste ihr Gegner aber über einen Turm-Spieß im 27. Zug auszugleichen, den Luise allerdings mittels Schach durch den wegziehenden Springer hätte verlustfrei parrieren können.
Während Sie im 31. Zug zunächst die mögliche Springergabel übersah, ergriff sie 5 Züge später dann aber die Chance, den unbedacht gesetzten Springer des von Weiß mit ihrem e-Bauern zu schlagen. Statt diesen nun auf der d-Linie nahenden Bauern auch auf Kosten eines etwaigen Abtauschs anzugreifen, versuchte Schwarz die Grundline mit seinen beiden Türmen abzusichern; eine Maßnahme, die sich aufgrund der Turmbatterie auf d7+d8 kurz darauf als ungeeignet herausstellte.
Den nach Abtausch der umgewandelten Dame und eines Turms gegen die beiden schwarzen Türme spielte Luise ihren Materialvorteil aus Turm & Springer aus. Ein zweiter durchgebrachter Bauer wurde interessanterweise in einen Turm umgewandelt, was Luise jedoch für ein springerunterstütztes Treppenmatt genügte und ihr den ersten Turnierpunkt einbrachte.

Laura traf in ihrem 4. Turnierspiel an Brett 24 in Weiß auf Matthias Lutz (766, SC Weiße Dame), der seine Partie überraschend mit einer skandinavischen Verteidigung eröffnete. Das angenommene Bauernopfer konnte Schwarz nach Abtausch von Springer gegen Läufer wieder zurückgewinnen und mit Zentrumsdame einen Stellungsvorteil zu erreichen, der ein Herausziehen der weißen Dame abgesehen von einem Damentausch unterband. Nach einem durch Weiß nicht antizipierten Läuferspieß des Gegners auf Dame+Turm tauschte Schwarz seinen Läufer vorteilhaft ab. Dies hinderte Weiß jedoch nicht daran, mit dem Läufer eine Schach- und Gabeldrohung auf c7 und gleichzeitig der Dame eine Mattdrohung auf a7 aufzubauen. Nach der dann folgenden Gabel auf die Schwarze Dame und den a7 schützenden Springer gab Schwarz die Partie nach 19 Zügen auf, was Laura ihren zweiten Turnierpunkt bescherte.

Vor der Nachmittagspartie wurde erstmal das obligatorische Gruppenfoto aller Teilnehmer gemacht. Die dann folgende zweite Runde des Tages war für beide Schachzwerte leider weniger erfolgreich, obgleich ihre jeweiligen Gegner durchaus in Schlagdistanz lagen.

An ihre Gegnerin Adelia Wartenberg (Hamburger SK) gab sich Luisa als Weihnachtsmann (bzw. -frau) und verteilte unnötig Geschenke, die letztere aber nicht immer erkannte bzw. annahm; so z.B. die weiße Dame, die drei Züge lang zunächst vom Läufer und kurz danach zusätzlich auch noch von der Dame hätte geschlagen werden können, aber nicht wurde. Die Mattdrohung auf g2 wusste Luise aber leider nicht adäquat zu parrieren. Vielleicht hätte bewusst etwas mehr genommene Bedenkzeit ihr noch Einfälle für eine bessere Antwort gebracht. Nachdem der störende beschützende Springer auf e3 durch den Schwarzen Läufer genommen wurde, hätte dieser mit dem Bauern zurückenommen werden müssen. Der stattdessen geführte Turmzug ermöglichte Schwarz dann aber leider, sein Matt zu vollenden.

Laura erging es an Brett 17 in Schwarz mit Ihrem Gegner Tim Zimmer (982, SAbt SV Werder Bremen), ähnlich.
Die eingeleitete italienische Eröffnung wurde durch sie ins Zweispringerspiel überführt. Als Fehler erwies es sich sich hierbei, den weißen Läufer erst mit dem h-Bauern und dann mit dem g-Bauern zu vertreiben, wurde doch hierdurch die den rochierten König schützende Bauernmauer weitgehend aufgelöst.
Bis zum 16. Zug hatte Weiß lediglich einen Bauern Materialvorteil, gleichwohl eine zugleich aktivere Stellung. Hätte sie spätestens bis dann den von der Dame versperrten Läuferweg freigegeben, wäre der folgende Schachangriff durch den Springer mit einem Leichtfigurenabtausch erledigt gewesen. So aber musste sie kurz darauf die Dame für diesen Zweck hergeben. Bei der Quali für die u10-DMM hatte sie gerade jüngst erst einen noch größeren Rückstand am Ende noch in einen Sieg zu verwandeln vermocht. Dieses Glück blieb ihr heute jedoch verwehrt. Der unnötige Wegzug des Turms als Beschützer des f-Bauerns läutete das Matt im 25. Zug ein.

Es lässt sich schwer sagen, ob bei einem der beiden Schachzwerge-Mädchen ein Sieg in der zweiten Tagespartie möglich gewesen wäre. In jedem Fall kann aber für den heutigen Spieltag auch so ein durchaus positives Fazit gezogen werden: Mit Ihrem Turnierpunkt ist Luise jetzt nur noch ein Spiel mit bereits DWZ-bewertetem Gegner von der eigenen DWZ entfernt. Und Laura hat nach dem dritten Spieltag nun bereits ihr selbst gesetztes Minimalziel von 2 Punkten als Endleistung des Vorjahres erreicht. Beide liegen im Moment leicht über ihrer Position in der initialen Setzliste und spielen damit durchaus im Rahmen der Erwartungen. Wir drücken unseren Schachzwergen die Daumen für die kommenden Spieltage, insbesondere für morgen, wenn Luise auf Justin Michael Fadeev (SV Hellas Nauen) und Laura auf Lennik Rempe (1103, SK Doppelbauer Kiel) trifft.