So, die Weltreise eines kleinen Jungen lief gut an, wenn auch der heutige Tag von Gähnen geprägt war. Gegen 18.30 Uhr traf sich die sachsen-anhaltinische Delegation (Josefine von AE Magdeburg, Robert aus Granschütz, Trainer Marcel, sowie die beiden Schachzwerge Protagonisten Ole und Papa) am Montag auf dem Flughafen Berlin-Tegel und wartete mit dem notwendigen Puffer auf den Start der Maschine kurz vor 22 Uhr. Ole wurde dabei noch von seinen zwei Cousinen und seinem Onkel verabschiedet. Da konnte eigentlich nichts schief gehen. Das Warten auf dem Flughafen war dann auch schon eine kleine Einstimmung auf das orientalische Verhältnis zur Zeit.
Der Flug verlief ruhig und unruhig. Zum einen gab es keine Turbulenzen oder Ähnliches, zum anderen bereitete sich Air Berlin viel Mühe mit diversen Getränkerunden, einem Abendessen gegen 23 Uhr und platzierte dazu noch zwei kleine Kinder direkt vor uns, so dass von einer ruhigen und erholsamen Nacht keine Rede sein konnte. Nach sechs Stunden Flug landeten u.a. fünf erwartungsfrohe, aber vollkommen übermüdete Frühaufsteher gegen 4 Uhr deutscher Zeit (7 Uhr Ortszeit) auf einem beeindruckenden Flughafen Abu Dhabi, der allerdings an vielen Stellen auch einer Baustelle glich.
Warten Teil zwei durchlebten wir dann vor dem Start des Shuttlebusses. Aus den von den Volunteers anvisierten 20 Minuten wurden derer 70. Die Zeit konnte man gut zum Geldtauschen oder -abheben nutzen, oder aber auch die die Toilettenausstattungen wurden bewundert. Nach 90 Minuten Fahrzeit auf beeindruckend vielspurigen Straßen durch die Wüste, die allerdings größtenteils verträumt wurden, erreichten wir dann die United Arabic Emirates University, eine der 100 besten Universitäten weltweit, wie stolz auf dem Programmheft verkundet wurde, die uns für die nächsten zwölf Tage beheimaten wird. Bevor wir aber aussteigen durften, ging es in die Warterunde drei. Ca. 30 Minuten standen wir auf dem Campus und kamen ca. 400m weit. Freundliche Mitarbeiterinnen erkundigten sich aber immer wieder, welche Nationen denn im Bus seien (England, Slowenien, Belgien, Japan, England, Montenegro, Deutschland war die Lösung). Danach gab es aber einen warmen Empfang. Jeder wurde persönlich auf sein Zimmer begleitet. Der Standard der Uni ist schon beeindruckend. So ist jedes Studentenappartment, die als Unterkunft für die Teilnehmer und Begleiter, fungieren, nur durch eine Chipkarte zu öffnen. Dazu gibt es eine standardmäßige Klimaanlage und ausreichend Platz, da alles Einzelzimmer sind, die sich jeweils zu zweit ein Bad teilen.
Nach dem kurzen Auspacken ging es zum Mittagessen und anschließend auf die Suche nach einem Adapter, die hier recht schnell vergriffen waren. Auf arabische Art und Weise gibt es jetzt aber einen solchen 😉
Auf einer ersten Runde über das riesige Gelände, welches mit etlichen Shuttlebussen auch schnell abgefahren werden kann, fanden wir Spielsaal, Schwimmhalle, Sportmöglichkeiten. Leider ist die Schwimmhalle nur für Personen über 15 Jahren zugänglich, was die Freude doch stark bremste. Dafür entschädigte der Spielsaal, der ausschließlich DGT Bretter (diese erlauben die Übertragung ins Internet) beinhaltete doch, da so wohl alle Partien live per Internet verfolgt werden können.
Nach etwas Sport und ein bisschen Training war es Zeit für Warterunde vier und fünf. Die Eröffnungsveranstaltung (Nummer vier) wirkte dabei etwas unglücklich. Sie begann pünktlich mit dem Einmarsch eines Spielmannszuges, hatte dann aber eine Pause von 20 Minuten währenddessen fast nichts passierte. Nach den Reden der Gastgeber und des FIDE-Präsidenten, gab es ein paar Showeinlagen (inkl. Kamel) und einen Simultanblitzvergleich, bei dem zwei Großmeister an vier Brettern gleichzeitig gegeneinander spielten. Das abschließende Feuerwerk sahen wir allerdings nicht, weil wir, schon mächtig gerädert vom Tag, der langen Schlange in der Mensa zuvorkommen wollten. Allein es klappte nicht, da wohl auch etliche andere der über 3500 anwesenden Personen den gleichen Gedanken umsetzten. Nach 20 Minuten Schlangestehen gab es dann aber sehr gutes Essen und kurz danach endete der erste Tag bei der WM der Superlative (Teilnehmerrekord, Rekord bei der Anzahl der teilnehmenden Nationen, der Livebretter und wohl auch bei der Anzahl der helfenden Hände).
Morgen erfolgt dann der scharfe Start. Ab 15 Uhr heißt es Daumendrücken. In Deutschland ist es dann 12 Uhr mittags.
Was fehlt noch? Genau! Ein Blick auf das Wetter: Sonnenschein und ca. 25 Grad sind ganz angenehm 😉