Gerade läuft das anscheinend wichtigste Fußballspiel in Südafrika und wir können stolz behaupten, dass wir mit einer der beiden Mannschaften zusammen geflogen sind und der Star des Teams direkt neben mir sass. Dafür ist am Strand ein großes Public Viewing aufgebaut, wo selbst bei Regen gute Stimmung herrscht, so gut, dass Schlafen noch nicht möglich ist.
Heute morgen haben wir beim Aufstehen ein großes gemeinschaftliches Baden mit vielen Gesängen aus dem Fenster beobachten dürfen. Das Joggen haben wir auf Grund der leichten Erkältungserscheinungen vorläufig verschoben und dafür intensiv das Frühstück genossen. Dieses ließ, anders als das Mittagessen (wo es für jeden exakt einen Burger gab) nichts zu wünschen übrig. Nach ein paar Hausaufgaben stand auch schon die Delegationsversammlung auf dem Programm. Der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler informierte dabei über diverse Regeln und Besonderheiten (u. a. gibt es hier einen Formularblock für jeden Spieler, aus dem die jeweiligen Formulare herausgerissen werden). Nach einem kurzen Strandspaziergang ließen wir uns die Burger schmecken und starteten den Versuch einer Vorbereitung. Leider haben wir dabei nicht den richtigen Gegner erwischt…
14.30 Uhr startete dann der Shuttleservice zum ICC, einem riesigen Multifunktionsgebäude. Die obligatorische Verspätung betrug diesmal nur gute 45 Minuten, so dasss kurz vor vier alle Kids in den Spielsaal gelassen wurden. Etwas Chaos beim Platzsuchen, die Eltern auf die Tribüne verbannt und schon startete die Eröffnungsveranstaltung mit einem traditionellen Tanz mit Trommeln und Tänzern, die sich aus gut anderthalb Metern regelmäßig schwungvoll auf ihr Hinterteil fallen ließen. Dabei tat wohl allen westlichen Zuschauern schon vom Anblick der Hintern weh.
Kurzgehaltenen Ansprachen der Präsidenten der Schachföderation Afrikas und Südafrikas, folgte noch die Erklärung des Hauptschiedsrichters zur Handhabung der Partieformulare mit der Bitte, seine Ausführungen in alle anderen Sprachen zu übersetzen.
Nach ca. 30 Minuten auch mit dem Abspielen der Hymnen Südafrikas und der FIDE, wurde die Meisterschaft offiziell eröffnet und Ole setzte sich mit seinem Gegner aus Macao (einer sog. Sonderverwaltungszone Chinas, die wegen ihrer Einnahmequellen auch das Monte Carlo Asiens genannt wird) auseinander. Leider erwischte Ole nicht seinen besten Tag, spielte zu passiv und musste nach 30 Zügen eine Niederlage hinnehmen.
Während die Kids spielten, organisierten die Eltern den Ausflug für den freien Tag. So wird es wohl in den ältesten Nationalpark Afrikas gehen, um die „Big Five“ zu sehen. Geplante Abfahrtszeit 4 Uhr morgens. Aber ein bisschen Zeit ist noch dafür.
Kleine Notiz am Rande. Es kam durchaus vor, dass manch einer schon nach fünfzehn Minuten gewonnen hatte, weil sein Gegner gar nicht vor Ort war. Aus Deutschland mussten sich zwei Spieler über dieses zweifelhafte Vergnügen freuen.