Gestern war der wohl intensivste Tag der WM: Die einzige Doppelrunde des Turniers stand auf dem Plan. Die Partien waren für 10 Uhr und 17 Uhr angesetzt. Da Ole am Vortag bis halb neun spielte, danach noch Abendessen, eine kurze Auswertung und ein grober Plan für die kommende Partie anstanden, hielt sich das Schlaffenster in engen Grenzen.
Los ging es gestern dann um acht mit der Vorbereitung auf den jungen US-amerikanischen (Schach-) Titelträger, der auch noch in der u12 spielberechtigt gewesen wäre. Nach dem Frühstück ging es dann direkt zur Runde, um das Aufzugchaos zu meiden. Das Sicherheitskonzept des Hotels sieht einen Verzicht auf Treppen vor, damit man nur in die eigene Etage kommt. Im Aufzug funktioniert das mit der Zimmerkarte. Warum man die Treppenhäuser nicht auch mit Schlössern sichern kann, die nur mit der Zimmerkarte nach innen zu öffnen sind, ist allerdings unklar. So jedenfalls ist die einzige Möglichkeit nach unten zu kommen der Aufzug. Wenn aber über 500 Personen mit dem Aufzug zur gleichen Zeit nach unten wollen, dauert dies etwas.
Die Partie verlief am Anfang wie geplant. Der vorbereitete Spanier kam aufs Brett, wenn auch leicht variiert. Ole baute Druck am Königsflügel auf und stand durch einen fehlerhaften Leichtfigurenabtausch des Gegners klar besser, so dass der Gegner einen Bauern für Gegenspiel opferte. Ein passiver Zug lähmte dann aber Oles Figuren und so musste er um das Remis kämpfen. Ein paar Klippen wurden umschifft und anschließend im symmetrischen Leichtfigurenendspiel nach fast fünf Stunden ohne Chancen auf Gewinn das Unentschieden vereinbart.
Damit blieben für Mittagessen und Vorbereitung noch knapp zwei Stunden. Auch der nächste Gegner trug einen FIDE Titel. Der Ruf des AIM (einen Titel den man durch Spielen auf der Weltschachbundeigenen Webplattform erringen kann) hat aber noch einen deutlich schlechteren Ruf als der CM vom Vormittag. Das die Inder stärker sind, als ihre ELO ausweist, wurde in diesem Blog ja schon erwähnt. Der Beweis folgte wieder einmal gestern. Es kam eine vorbereitete Variante des Londoner Systems aufs Brett. Nach etlichen Theoriezügen stand es recht ausgeglichen und der Gegner attakierte am Königsflügel. Der Angriff wurde von Ole abgewehrt, allerdings verpasste er ein paar Mal die Chance gute Gegenschläge zu setzen. Mit wenig Bedenkzeit auf der Uhr stellte er dann im 39. Zug durch einen taktischen Überseher die Partie ein. Eine WM verzeiht eben keine groben Patzer.
Am Abend war dann noch Zeit für Abendessen, ein kleines Blitzduell gegen den besten u14 Spieler der deutschen Delegation, Collin, eine Auswertung der Partien und zum Abschluss eine kleine Kissenschlacht um den suboptimalen Tag ad acta zu legen 🙂
Für Deutschland lief gestern die Vormittagsrunde sehr gut (7/9) und die Nachmittagsrunde mit 50 Prozent der möglichen Punkte gegen einige starke Gegner hatte Licht und Schatten. Herausragend aktuell Collin in der u14 mit 3/3, aber auch Oliver in der u16, der gegen den Setzlistenersten zu einem Remis kam bei dem durchaus zwischendurch auch mehr drin war.
Der Stand im Duell Deutschland-Indien 6-5.